Erik Sturm

Skulptur

Der Bildhauer Erik Sturm studierte an der Merz Akademie Stuttgart und der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit steht die Untersuchung von urbanen Phänomenen. Über lange Zeiträume hinweg setzt er sich mit Materialen und Prozessen auseinander, die Ausdruck menschlichen Handelns und dessen globalen Impetus sind. Sein Vorgehen gleicht einer Art »Gegenwartsarchäologie«. Sein Atelier liegt inmitten der Baustelle Stuttgart 21, deren Spuren, Materialien und Gegenständen er in seiner künstlerischen Arbeit nachgeht. Kooperatives Schaffen und die kollektive Entwicklung transdisziplinärer Ausstellungs- und Projektformate ist Teil seiner künstlerischen Praxis. So war er Co-Initiator des Projektraums »Lotte« und ist Impulsgeber von »Solid Transitions«. Mit den ausgestellten Arbeiten zeigt Erik Sturm drei Werkbeispiele seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit der Baustelle Stuttgart 21. Während das in sich verdrehte Objekt »Stuttgart 21« die enorme Krafteinwirkung eines Bohrers auf einen Stahlträger veranschaulicht, spürt die Arbeit »Neue Qualität« der Anpassungsfähigkeit der Natur an menschgemachte Veränderungen nach. Die auf der Baustelle lebenden Tauben bauen ihre Nester aus Fundmaterial: Draht, Schrauben und Kabelbinder dienen den Tieren als Bausubstanz. Als Ausgangsmaterial von »Bahnhofstor (Detail: Stuttgarter Säule)« dienen Erik Sturm so genannte Bohrpfähle – Stahlbetonsäulen, die entsprechend jahrhundertealter Bautechniken als temporäre Behelfskonstruktion für den Tiefbau genutzt werden. Fragmente dieser tonnenschweren Säulen überführt Sturm in einen neuen Bedeutungszusammenhang, bereitet sie auf, arrangiert sie neu und ergänzt sie. Hierdurch entsteht ein spannungsreiches Assoziationsfeld zum Bauwerk der Säule als kulturhistorisches Artefakt, dessen Deutungsmöglichkeit zeit- und ortsspezifisch ist. Aus diesen Säulenfragmenten möchte der Künstler in naher Zukunft ein Tor entstehen lassen, das im Ensemble mit dem Stuttgarter Löwentor und dem Neckartor eine Trias bildet.

Bahnhofstor (Detail: Stuttgarter Säule)

2023, Bohrpfahl und Stahlsäule, Fundobjekte der Baustelle Stuttgart 21, ca. 5 × 0,9 m

Foto: Bernhard Kahrmann
Foto: Bernhard Kahrmann
Foto: Erik Sturm

Stuttgart 21

2016, Verbogener Doppel-T-Stahlträger, Fundobjekt der Baustelle Stuttgart 21, 3,8 × 0,6 × 0,6 cm

Foto: Erik Sturm
Foto: Bernhard Kahrmann

Neue Qualität

2019, Drei Vogelnester (Draht, Kabelbinder, Schrauben, Ei, Federn), Fundobjekte der Baustelle Stuttgart 21, ca. 0,3 × 0,3 × 0,2 cm

Foto: Victor S. Brigola, Merz Akademie Stuttgart
Foto: Victor S. Brigola, Merz Akademie Stuttgart