Intro

Im Zentrum der Stadt Stuttgart befindet sich eine der größten innerstädtischen Baustellen Europas: Stuttgart 21. Seit mehr als 10 Jahren prägen die Arbeiten am neuen Hauptbahnhof maßgeblich das urbane Zentrum der Stadt Stuttgart. Der »Südkopf« ist ein unterirdischer Baustellenabschnitt monumentalen Ausmaßes, der zwischen den Tunnelzufahrten und der neu entstehenden Bahnhofshalle liegt. Für »Solid Transitions« wurde im komplexen Bauprozess ein Zeitfenster herausgearbeitet, indem dieser spätere Transitbereich einmalig öffentlich für geführte Gruppen zugänglich und begehbar gemacht werden kann. 14 Künstler:innen wurden dazu eingeladen, auf diesen besonderen Ort zu reagieren, dessen Bedeutung zu hinterfragen und das Potenzial der architektonischen Dimensionen auszuloten.

 

Als interdisziplinäres Zusammenspiel wird so ein Transformationsprozess angestoßen, der sich im Spannungsverhältnis von konkretem Ort und künstlerischer Interpretation situiert. Mit Licht-, Klang- und Videoinstallationen, Performances, Malerei, Plastischen Arbeiten, Tanz und Musik intervenieren die Künstler:innen temporär und eröffnen so ungewohnte Perspektiven auf die Baustelle. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Cainelliklaska wurde ein szenografisches Konzept entwickelt, welches die künstlerischen Beiträge in einer orchestrierten Abfolge verbindet. Künstlich erzeugte Nebelwolken ziehen durch die ortsspezifische Thermodynamik gen Süden und zeichnen die vorgesehene Laufrichtung der Besucher:innen vor. Die bis zu 700 m reichenden Blickachsen in die Tunnelröhren werden durch den Nebel temporär unterbrochen und die Raumwahrnehmung in ein neues Licht getaucht. Als ephemeres Element betont der Nebel die Flüchtigkeit der gesamten künstlerischen Interventionen im Kontrast zum Langzeitprojekt von Stuttgart 21, da sie lediglich für nur wenige Tage zu betrachten sind. Um diesen Moment zu dokumentieren und im Nachgang einer breiteren Öffentlichkeit erlebbar zu machen, wird »Solid Transitions« filmisch begleitet und zu einer eigenständigen künstlerischen Videoarbeit der beteiligten Künstler:innen weiterentwickelt. Wir möchten uns bei allen mitwirkenden Künstler:innen für Ihre herausragenden Beiträge und ihre intensive Auseinandersetzung mit diesem speziellen Ort herzlich bedanken. Unser Dank gilt ebenso unserer Co-Kuratorin Verena Jendrus und dem gesamten Team für ihren grenzenlosen Einsatz für »Solid Transitions«.

 

Dieses außergewöhnliche Vorhaben konnte nur durch die wohlwollende Unterstützung der DB sowie der ausführenden Bauunternehmen Züblin und Niersberger sowie der beteiligten Projektpartner:innen zur Umsetzung finden. Im besonderen Maße möchten wir uns zudem beim Kulturamt der Stadt Stuttgart sowie der Wüstenrot Stiftung für die Projektförderung und ideelle Unterstützung bedanken. Ihnen gebührt daher ebenso unser Dank, wie unseren Kooperationspartnern, dem ITS – Infoturm Stuttgart, ohne deren Flankierung eine öffentliche Zugänglichkeit nicht machbar gewesen wäre, sowie der Merz Akademie Stuttgart für Ihre kompetente Fachbegleitung, die für die Dokumentation des Projekts zentral ist.

 

Erik Sturm, Künstler und Kurator

Carolin Wurzbacher, Kunsthistorikerin und Kuratorin